Yacht-Club wird vom Siegen nicht müde
Der Yacht-Club Celle (YCC) ist und bleibt das Bayern München im U28-Motorbootfahren. Die Wassersportler haben die sechste Deutsche Meisterschaft im Match-Race MS 11 in sieben Jahren gewonnen.
Von Christian Link
Gespanntes Warten aufs Master-Finale: Philipp Ziesenis (rechts) hält für Niklas Luckmann das Boot bereit zum Start. Quelle: Fremdfotos/eingesandt
Und den einen Titel verpasste die YCC-Auswahl nur deswegen, weil ein Großfeuer zuvor ihr Clubhaus vernichtet hatte und sie aussetzen mussten.
Wer aber glaubt, die Celler werden langsam müde vom vielen Siegen, der liegt falsch. Der Titelhunger hält an.
„Die letzten zwei Jahre haben mir gut gefallen, ich kann mich gut dran gewöhnen“, sagt Nicklas Luckmann. Der Celler verteidigte auf dem Neckar in
Esslingen seinen Titel in der Einzelwertung und ist der neue Hoffnungsträger des YCC-Teams. Er tritt die Nachfolge von Philipp Ziesenis an, der sich
nach dem Turnier aus Altersgründen vom Match-Racing verabschiedet hat.
Schon nach dem ersten von zwei Renntagen stand fest: Der Meister kann nur aus Celle kommen. Denn nach den vorgezogenen Viertel- und Halbfinals blieben für das Finale am Sonntag nur Luckmann und Ziesenis übrig. Das clubinterne Duell war eine Neuauflage vom Vorjahr. „Wir haben vorher gesagt, dass wir uns nichts schenken werden“, sagt Luckmann, der selbst nicht unbedingt mit seinem erneuten Sieg gerechnet hatte, bei dem wenige hunderstel Sekunden den Unterscheid machten. Dafür ist der 22-Jährige umso zuversichtlicher, was die nächste Meisterschaft betrifft: „Mein Ziel ist es, wieder den Titel zu verteidigen, mit Philipp ist mein größter Konkurrent raus.“
Der sechste Mannschaftstitel kam für die Celler allerdings überraschend. „Wir haben vorher nicht damit gerechnet, dass wir wieder den Pokal holen“, sagt Jugendcoach Ulf Ziesenis. Schließlich fehlte in der YCC-Auswahl die amtierende Vizemeisterin Jennifer Ziesenis, die wegen einer Schwangerschaft pausierte. Und die erfahrene Anika Jux war 2017 altersbedingt aus dem MS11-Sport ausgeschieden.
Als einzige Cellerin war also die erst 15-jährige Merle Stellmach am Start, die ihr Debüt bei einer Deutschen Meisterschaft feierte. Doch allein war Stellmach trotzdem nicht. Jennifer Ziesenis gab ihrer Teamkameradin moralische Unterstützung und coachte sie vom Steg aus. „Da waren schon echt viele Proteste, bei den Männern mehr als bei den Mädchen“, sagt Stellmach. Trotz des Trubels blieb die Newcomerin, die eigentlich mehr im Schlauchboot-Slalom trainiert ist, aber ganz cool und leistete sich keinen Patzer.
„Der Kopf muss frei sein. Man muss abschalten und an nichts anderes denken als: Wann mache ich den Turn, wann lenke ich ein“, benennt Coach Ziesenis das Erfolgsgeheimnis beim MS11-Sport, bei dem es auf Konzentration und Geschicklichkeit ankommt. Beim Slalomfahren auf dem Parcours gehe es um jede Millisekunde.
Jugendbetreuer Rainer Wöhlk ist sich sicher: „Dass Merle von 0 auf 1 fährt gab‘s noch nie und das wird‘s auch nicht mehr geben.“ Als absoluter Neuling gleich den Mannschaftstitel zu gewinnen, sei schon etwas ganz besonderes und nur durch eine gute Teamleistung möglich. Zu dieser leisteten auch die anderen beiden weiteren männlichen Piloten ihren Beitrag: Tobias Wöhlk fuhr auf Platz 5 und verpasste nur knapp das Halbfinale; Tjade Enskonatus erreichte Platz 9.
Neben dem Team aus Celle, das für Niedersachsen an den Start ging, waren bei der 17. Deutschen Meisterschaft auch die Bundesländer Baden-Württemberg, Berlin, Rheinland-Pfalz und Sachsen vertreten. Elf weibliche und 18 männliche Fahrer fuhren um die Titel.
Quelle: Cellesche Zeitung