Großfeuer im Celler Hafen zerstört DLRG-Schuppen und Yacht-Club-Heim

Ein Großbrand hat seit Samstag um 17 Uhr die Celler Feuerwehr in Atem gehalten: Am Hafen brannte der Bootsschuppen der DLRG vollständig ab. Fahrzeuge und Boote sowie die gesamte in der Halle gelagerte Ausrüstung wurden zerstört. Ebenfalls ein Raub der Flammen wurde ein benachbartes Gebäude des Yacht-Clubs. Der Gesamtschaden wird auf rund 500.000 Euro geschätzt.

CELLE. Der DLRG-Bezirksvorsitzende Achim Ströher, der persönlich erst rund zwei Stunden vor Ausbruch des Feuers das Gelände verlassen hatte, sprach am Sonntag in einer ersten Bilanz von einem „Totalschaden“. Ein Motorrettungsboot, ein Schlauchboot der Tauchergruppe, der für das Theaterprojekt ausgeliehene Jetski, ein Tauchrüstwagen, dazu Tauchausrüstungen, Zelte, Rettungswesten, Digitalfunkgeräte – die Liste der zerstörten Gegenstände ist lang. Lediglich ein Einsatzfahrzeug, das sich zum Zeitpunkt des Feuers nicht in der Halle befand, hat den Brand überstanden. Am Montag werde man gemeinsam mit dem Versicherer eine komplette Bestandsaufnahme machen, so Ströher. Dabei werde man auch über die zahlreichen privaten Materialien reden, die die Mitglieder in dem Schuppen gelagert hatten.

Überwältigt ist Ströher von der spontanen Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. „Ich bin schwer begeistert von den vielen positiven Reaktionen, die die Beiträge zu dem Feuer in den sozialen Netzwerken ausgelöst haben.“ So konnte unter anderem die Durchführung der geplanten Ferienfreizeit in Lolland innerhalb kürzester Zeit sichergestellt werden.

Die Nachricht vom Feuer hatte sich unter anderem über die Facebookseite der Celleschen Zeitung (www.facebook.com/CellescheZeitung) wie ein Lauffeuer verbreitet. Bildergalerien, ein Video von den Löscharbeiten sowie aktuelle Nachrichten rund um das Geschehen im Hafen fanden bei den Nutzern riesiges Interesse.

 

Jugendliche auf Fahrgastschiff angetroffen

Im Laufe des Tages verdichteten sich Hinweise auf eine mögliche Brandstiftung. Nach CZ-Informationen waren etwa 30 Minuten vor dem Ausbruch des Feuers zwei unbekannte Jugendliche auf dem Fahrgastschiff „Wappen von Celle“ angetroffen und des Schiffes verwiesen worden. Sie sollen sich anschließend in Richtung der abgebrannten Schuppen begeben haben und wurden später dabei beobachtet, wie sie das Gelände in Richtung Hafenstraße/Schützenplatz verließen. Ein Polizeisprecher wollte sich dazu gestern nicht äußern, sprach aber von einer wichtigen Zeugenbeobachtung.

Yacht-Club Celle ist „obdachlos“

Neben der DLRG ist auch der Yacht-Club Celle massiv von dem Feuer betroffen. Vom Clubheim stehen zwar noch die Außenmauern, der Verein und seine Mitglieder aber sind „obdachlos“, wie es der Vorsitzende Stefan Bewersdorff formulierte. Unter anderem seien auch sechs Jugendboote und zwei Trecker ein Raub der Flammen geworden. Inwieweit tatsächlich alle Schäden von den bestehenden Versicherungen abgedeckt sind, konnte der Vorsitzende noch nicht sagen. Nur soviel: „Wir brauchen jetzt dringend ein Dach über dem Kopf. Das heißt, der geplante Neubau muss zügig umgesetzt werden.“ Genau dies hatte Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende bereits am Samstag bei seinem Besuch vor Ort zugesichert.

Das Geschehen am Samstag

Die immer dunkler werdende Rauchwolke, die gegen 17 Uhr über dem Celler Hafengebiet aufstieg, kündete am Samstag schon aus weiter Ferne von dem gewaltigen Feuer. Der DLRG-Schuppen und Gebäude des Yacht-Clubs Celle brannten lichterloh. Zudem standen zwei vor dem Gebäude abgestellte DLRG-Lkw, ein Logistik-Fahrzeug und ein ehemaliges Feuerwehrfahrzeug, das für eine Nutzung durch die DLRG umgerüstet werden sollte, in Flammen. Diese schlugen meterhoch aus dem DLRG-Schuppen, waren aber immer nur wenige Augenblicke in ihrem vollen Ausmaß zu sehen. Dann machte sich wieder der graue bis pechschwarze Rauch über dem Gebäude breit. Zwischenzeitig schien es, als hätten die Einsatzkräfte der Feuerwehr, die von einer Drehleiter aus löschten, den Brand bereits im Griff – doch immer wieder loderten die Flammen auf.

 

Bereits an der Hafeneinfahrt war die Hitze des Brandes zu spüren. Ununterbrochen kamen neue Einsatzfahrzeuge in den Bereich. Die Kolkfischer der Altstädter Schützen, die gerade von ihrem traditionellen Fischzug im Rahmen des Schützenfestes zurück in den Hafen gerudert kamen, wurden unvermittelt mit dem Inferno konfrontiert. „Irre. Im Boot wurde es so heiß – das war fast nicht auszuhalten“, so Kolkfischer Rainer Legall.

Explosionen und Pöbeleien

Immer wieder waren laute Explosionen zu hören. Als diese häufiger wurden, versuchten die Polizeibeamten die Schaulustigen aus dem Hafengebiet fernzuhalten. Allerdings kamen durch das Volksfest auf dem Schützenfest immer mehr Menschen dazu. Viele waren erstaunt über ein so großes Feuer und fragten sich, wie es dazu kommen konnte. Manche vermuteten die Hitze als Ursache. Die Gaffer wurden zum Problem, so Feuerwehr-Sprecher Florian Persuhn: „Sie behinderten die Einsatzkräfte.“ Schließlich gelang es nach einer guten halben Stunde Polizei und Feuerwehr, die Hafeneinfahrt zu räumen und die Passanten in einem sicheren Abstand zu halten. Dafür wurden die Einsatzkräfte mit Pöbeleien und Beschimpfungen bedacht.

Zu diesem Zeitpunkt schlugen die Flammen nicht mehr nur aus dem Dach, sondern hatten das komplette Gebäude erfasst. Da war nichts mehr zu retten: Teile des Schuppens waren bereits eingestürzt, und auch ein Fahrzeug der DLRG brannte. „Das DLRG-Gebäude ist komplett vernichtet – inwiefern das auch für den Yacht-Club gilt, ist noch nicht geklärt“, so Persuhn. Nicht geklärt seien auch die Brandursache sowie die Schadenshöhe.

Während der Löscharbeiten bildete sich im Hafenbecken ein größerer Ölfilm. Zum Errichten einer Ölsperre wurde die Feuerwehr Winsen alarmiert, um keine Einsatzkräfte des Chemie- und Strahlenschutzzuges aus dem laufenden Einsatzgeschehen auslösen zu müssen.

Tränen hinter der Absperrung

Die Schaulustigen blieben derweil bis zum Schluss. Es gab auch Tränen hinter der Absperrung – Fassungslosigkeit stand in den Gesichtern vieler Celler. „Die Löscharbeiten dauern noch an, aber das Feuer ist soweit unter Kontrolle“, sagte Persuhn um 18.30 Uhr. Insgesamt seien rund 100 Feuerwehrleute im Einsatz gewesen: „Die gesamte Hauptwache und Kräfte aus Westercelle.“ In der Hauptwache hatte man einen Tag der offenen Tür veranstaltet. Der endete abrupt. Mindestens ein Feuerwehrmann musste während des Einsatzes medizinisch behandelt werden, so Persuhn.

„Eine außergewöhnliche Belastung bei dem bis in die Nacht hinein andauernden Einsatz ergab sich für die Beteiligten durch die hohen Außentemperaturen von zeitweise über 35 Grad Celsius und ungeschützte Sonneneinstrahlung“, sagte Persuhn. Sie hätten die Einsatzkräfte an ihre Belastungsgrenze gebracht. Insgesamt fünf Einsatzkräfte mussten medizinisch versorgt werden.

Gebäude waren zum Abriss vorgesehen

Die Gebäude der DLRG und des Yacht-Clubs waren im Rahmen der Stadtplanung ohnehin für den Abriss vorgesehen. An ihrer Stelle soll ein hochwertiges Wohngebiet entstehen, das ein städtebaulicher Startschuss für die Entwicklung der gesamten Allerinsel hin zu einem neuen Stadtquartier werden soll. Noch in diesem Jahr soll am Schützenplatz mit dem Bau eines „Hauses der Vereine“ begonnen werden, in dem unter anderem auch DLRG und der Yacht-Club unterkommen sollen.

Spontane Hilfsaktion der Schützen

Bei einer spontanen Sammlung beim Fischessen der Schützen sind am Abend dank vieler Einzelspenden sowie einer anonymen Großspende rund 28.000 Euro für die Wiederbeschaffung der bei dem Feuer zerstörten Materialien und Einsatzfahrzeuge der DLRG zusammengekommen. Die Majestäten waren persönlich durch die Reihen gegangen und hatten gesammelt. Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende kündigte darüber hinaus die kurzfristige Einrichtung eines Spendenkontos an.

Nachlöscharbeiten

Das eingesetzte Personal der Hilfskräfte wurde im Laufe des Samstagabends ausgetauscht, der Einsatz lief die Nacht über weiter. Unter anderem waren Nachlöscharbeiten erforderlich, nachdem eines der Glutnester wieder aufgeflammt war. Am Sonntagmorgen meldete die Polizei Entwarnung: Das Feuer ist bis auf noch immer notwendige kleinere Nachlöscharbeiten gestoppt – jetzt geht es an die Suche nach der Ursache.

Quelle: Cellesche Zeitung